Innovation

Rymax One: Hamburg auf dem Weg zum Hotspot im Bereich Quantencomputing

3. Juli 2024
Rund 17 Millionen Euro fließen in das neue, von der EU geförderte Gemeinschaftsprojekt „Hamburg Quantum Computing“. Hamburg News konnte einen Blick auf Hamburgs Quantencomputer-Demonstrator werfen: Rymax One

Katharina Fegebank verspätete sich etwas zum Kick-off Event „Hamburg Quantum Computing“ (HQC) am Montag (1. Juli) im Zentrum für Optische Quantentechnologien (ZOQ) der Universität Hamburg. „Der Verkehr“, entschuldigte sich die Wissenschaftssenatorin. Würden Quantencomputer bereits den Verkehrsfluss optimieren, wäre das vielleicht nicht passiert. Doch noch stehen die zukünftigen Supercomputer, die Lösungen für komplexe Probleme mit vielen Variablen in kurzer Zeit berechnen können, nicht zur Verfügung. Mit dem Start des neuen, von der EU geförderten Gemeinschaftsprojektes kommt die Realisierung der Zukunftstechnologie nun einen Schritt näher. Mit vereinter Expertise der Universität Hamburg (UHH) und der Technischen Universität Hamburg (TUHH) sollen in den kommenden sechs Jahren in der Science City Bahrenfeld Software- und Hardwarelösungen für Quantencomputer entwickelt werden.

17 Millionen für Hamburger Forschung mit internationaler Wirkung

V.l.n.r.: Dr. Rolf Grewe (Stadt Hamburg), Prof. Khiem Trieu und Prof. Andreas Timm-Giel (TUHH), Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank, Nicolas Gibert-Morin (European Commission), Prof. Hauke Heekeren (UHH), Joern Messner, (Lufthansa Industry Solutions), Prof. Klaus Sengstock (UHH) und Alois Krtil (Hamburg Quantum Innovation Capital)
V.l.n.r.: Dr. Rolf Grewe (Stadt Hamburg), Prof. Khiem Trieu und Prof. Andreas Timm-Giel (TUHH), Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank, Nicolas Gibert-Morin (European Commission), Prof. Hauke Heekeren (UHH), Joern Messner, (Lufthansa Industry Solutions), Prof. Klaus Sengstock (UHH) und Alois Krtil (Hamburg Quantum Innovation Capital)

„Um dieses Ziel zu erreichen, sind alle an Bord: Wissenschaft, Industrie und Startups. Und die Science City Bahrenfeld bietet ein einzigartiges Ökosystem für diese interdisziplinäre Forschung“, betonte Fegebank. Die Forschung im Bereich Quantencomputing habe internationale Strahlkraft, ist Hamburgs zweite Bürgermeisterin überzeugt. Das erleichtere das Recruiting der dringend benötigten Fachkräfte für dieses hochkomplexe Forschungsfeld – und helfe beim Funding. Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert das Projekt mit sieben Millionen Euro. Die Stadt Hamburg gibt weitere rund zehn Millionen Euro dazu.

Rymax One zum Leben erweckt

Zentrum für Optische Quantentechnologien (ZOQ) der Universität Hamburg auf dem DESY-Campus/Science City Bahrenfeld
Zentrum für Optische Quantentechnologien (ZOQ) der Universität Hamburg auf dem DESY-Campus/Science City Bahrenfeld

Ein Blick in das ZOQ-Labor zeigt, warum das Geld gut investiert ist. Hier wird mit Rymax One ein Quantencomputer-Demonstrator auf Basis von Neutralatomen gebaut, der speziell zur Lösung von Optimierungsproblemen konzipiert ist. Damit Neutralatome zu Qubits werden – dem Quantencomputing-Gegenstück zu Bits bei herkömmlichen Computern – werden die Atome mit Laserstrahlen gefangen und in unterschiedliche Anregungszustände versetzt. „Wir sind sehr stolz, den Rymax nun zum Leben erweckt zu haben“, so Dr. Niclas Luick, Geschäftsführer des Rymax Projekts. Denn nun können die Qubits ihre Magie entfalten: Qubits können nicht nur die Zustände 0 und 1 einnehmen, sondern auch unendlich viele Werte dazwischen. Die sogenannte Superposition bezeichnet einen quantenmechanischen Zustand der Überlagerung und macht Quantencomputer extrem leistungsfähig. „Das ermöglicht uns maßgeschneiderte Ansätze für hochkomplexe Probleme aus der Industrie und wir arbeiten dazu mit Unternehmen wie Hermes, Otto oder der HHLA zusammen, um Quantencomputing von der Theorie in die Anwendung zu bringen.“

Deutschland auf Platz 2 bei Förderung von Quantencomputing

Dr. Niclas Luick, Geschäftsführer Projekt Rymax
Dr. Niclas Luick, Geschäftsführer Projekt Rymax

Das Potential sei enorm, so Luick und verweist auf den McKinsey Quantum Technology Monitor 2024, der ein Wertschöpfungspotenzial von bis zu zwei Billionen US-Dollar bis 2035 in den Bereichen Chemie, Biowissenschaften, Finanzwesen und Automobil prognostiziert. Deutschland hat dieses Potential erkannt. Laut dem Report liegt die Bundesregierung bei den öffentlichen Investitionen nach China (15,3 Milliarden US-Dollar) mit 5,2 Milliarden US-Dollar aktuell auf Platz zwei. Auch Rymax werde bereits seit Dezember 2021 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer Fördersumme von insgesamt rund 25 Millionen Euro im Rahmen der Fördermaßnahme „Quantencomputer-Demonstrationsaufbauten“ unterstützt. Schließlich gilt Quantencomputing als Schlüsseltechnologie für die Herausforderungen der Zukunft – ob Klimawandel, nachhaltige Logistik oder Impfstoffentwicklung. Und der Startschuss des Projekts „Hamburg Quantum Computing“ soll dazu beitragen, Hamburg zu einem international führenden Forschungs- und Entwicklungsstandort für Quantencomputing zu machen.
ys/kk

Quellen und weitere Informationen

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