Grund zum Feiern hat in diesem Jahr auch der Elbcampus. Das Bildungs- und Kompetenzzentrum der Handwerkskammer Hamburg wurde am 13. September 2008 offiziell mit einem Festakt eröffnet und noch im selben Jahr mit dem 1. Preis der Hamburgischen Architektenkammer in der Kategorie Öffentliche Bauten ausgezeichnet. Nur wenige Gehminuten vom Bahnhof Hamburg-Harburg gelegen, finden sich auf 23.000 Quadratmetern 600 Werkstatt- und 500 Seminarplätze – für Lehrlinge, Weiterbildungswillige und generell Interessierte. Neben Angeboten zur beruflichen Aus- und Weiterbildung bietet der Elbcampus ein breites Beratungsangebot, etwa zu Umwelt- und Klimaschutzfragen oder rund um das – aktuell hochbrisante – Thema Personal für das Hamburger Handwerk.
Das Führen der Handwerksrolle ist die zentrale Aufgabe aller bundesweiten Handwerkskammern. In das Verzeichnis werden zulassungspflichtige Handwerke – Gewerke wie Bäcker, Augenoptiker oder Friseure – sowie zulassungsfreie Handwerke – etwa Gold- und Silberschiede, Fotografen oder Schuhmacher eingetragen. Mit dem (kostenpflichtigen) Eintrag ist die Kammermitgliedschaft verbunden. Seit 150 Jahren übernimmt die Hamburger Handwerkskammer die Interessenvertretung der verschiedenen Gewerke in der Hansestadt. Am 28. April 1873 vereinigten sich alle Handwerke in Hamburg in der Gewerbekammer, aus der später die Handwerkskammer hervorging. Die Interessenvertretung durch eine eigene Kammer markiert den Anfang der modernen Selbstverwaltung im Hamburger Handwerk – und das für heute gut 15.000 Handwerksbetriebe mit rund 105.000 Beschäftigten in 93 handwerklichen und 54 handwerksähnlichen Gewerken. Gefeiert wird das Jubiläum standesgemäß mit einem Senatsempfang im Hamburger Rathaus.
15 Jahre Elbcampus
15 Jahre „Café Luise, kleine Bäckerei"
Den 15. Geburtstag feiert am 1. August 2023 auch das „Café Luise, kleine Bäckerei". Bäckermeister Heiko Fehrs startete als Einzelkämpfer in seiner Fuhlsbüttler Backstube. Heute gibt es drei Filialen mit 65 Mitarbeiter:innen, darunter sechs Azubis. Die Handwerkskammer habe ihm bei der Gründung sehr geholfen. „Hamburg bietet überhaupt eine gute Wirtschaftsunterstützung und dank der starken Kaufkraft – zumindest in den für uns wesentlichen Stadtteilen Fuhlsbüttel und Winterhude – ist die Stadt ein sehr guter Standort", erklärt Fehrs. Tatsächlich liegt Hamburg mit einer Kaufkraft je Einwohner:in von gut 27.600 Euro (im Jahr 2022) an der Spitze der deutschen Bundesländer. Fehrs, der auf traditionelles Handwerk ohne Vormischungen oder Konservierungsstoffe setzt, kommt zudem das deutlich gestiegene ökologische Bewusstsein der Hamburger:innen entgegen. „Qualitativ hochwertiges Essen ist zu einem Statussymbol geworden. Und gutes Brot ist heute ein sehr gefragtes Lebensmittel, das regelrecht zelebriert wird.“
Zuversichtlicher Blick auf die nächsten 15 Jahre
Dennoch ist die Zahl der in der Handwerksrolle registrierten Betriebe rückläufig. Aktuell gibt es in Hamburg 67 Bäckereien und 66 Konditoreien. Vor zehn Jahren waren es noch 79 Bäckereien und 69 Konditoreien, bestätigt Christiane Engelhardt, Pressesprecherin der Hamburger Handwerkskammer. Die aktuell inflationsbedingte Konsumzurückhaltung spürt auch Heiko Fehrs. „Wir haben einen Umsatzrückgang verzeichnen müssen, und das trotz Preiserhöhungen, aber letztlich keine Kunden verloren. Glücklicherweise sparen unsere Kunden offenbar anderswo und bleiben uns grundsätzlich treu.“ Und noch ein Standortvorteil spreche für die Hansestadt: Die hohe Lebensqualität. „Hamburg lockt junge Menschen. Das hilft uns sehr. Fast noch mehr als unter steigenden Preisen leiden wir unter dem Fachkräfte- und Personalmangel. Darum bilden wir aus.“ Fehrs blickt also zuversichtlich auf die nächsten 15 Jahre. Hat er schon eine 4. Filiale in Planung? „Bei der augenblicklichen Lage findet sich im Handwerk generell eine geringe Expansionsbereitschaft, also eher nicht. Aber wenn sich eine tolle Fläche anbietet …“
ys/mm/sb