Logistik

Jungheinrich Logistik-Vorstand: Zukunft schon heute

1. März 2017
Rund ein Viertel des Neugeschäfts machen bei Jungheinrich Logistiksysteme, wie komplette Lagersysteme oder Prozessoptimierung, aus. SERIE Teil 5

2015 wurde für die wichtige Unternehmenssparte deshalb ein eigenes Vorstandsressort geschaffen. Hamburg News sprach mit Dr. Klaus-Dieter Rosenbach, Vorstand für Logistiksysteme der Jungheinrich AG. Teil 5 unserer SERIE Teil über Weltmarktführer aus Hamburg. 

Neben der Büste des Firmengründers Dr. Friedrich Jungheinrich steht im Foyer der neuen Firmenzentrale in Hamburg Wandsbek ein Goldener Gabelstapler. Das von Führungskräften während einer zweittägigen Konferenz 2015 gestaltete Kunstwerk steht für die neue Unternehmenskultur und den Wandel, den die Jungheinrich AG durchläuft. Im Jahr 2020 soll ein Umsatz von vier Milliarden Euro erreicht sein. Ein anspruchsvolles Ziel für ein Unternehmen, das damit seinen Umsatz in vier Jahren um 33 Prozent steigern will. Doch die Zahlen weisen in die richtige Richtung. 2015 betrug der Konzernumsatz rund 2,75 Milliarden Euro und „die Prognose für 2016 bewegt sich zwischen 3 und 3,1 Milliarden Euro“, weiß Dr. Klaus-Dieter Rosenbach, Vorstand für Logistiksysteme. „Wir sind heute weltweit die Nummer 3 in der Intralogistik. Diese Position wollen wir halten und darüber hinaus in Europa die Intralogistikmarke-Nummer-1 werden“, führt der 57-Jährige das Unternehmensziel weiter aus. 

Intralogistik 4.0 bereits gelebte Realität

Nach wie vor wird das 1953 gegründete Unternehmen mit der ´Ameise` assoziiert und die Ameise wiederum ist zum Synonym für Hubwagen an sich geworden. Tatsächlich jedoch gehört Jungheinrich heute zu den führenden Anbietern intralogistischer Gesamtlösungen: komplette Inneneinrichtungen weitgehend automatisierter Läger, mit Regalbediengeräten und Regalen bis 40 Metern Höhe, fahrerlosen Fahrzeugen und alles gesteuert von viel Software und nur noch wenigen Menschen. 

„Das Schlagwort Industrie 4.0 beschreibt meistens Zukunftsmusik. Bei Jungheinrich jedoch ist Intralogistik 4.0 bereits heute gelebte Realität“, betont Rosenbach. Die Innovationsgeschwindigkeit steige kontinuierlich an. Im Mittelpunkt stünden Digitalisierung und Automatisierung ganzer Wertschöpfungsketten sowie die intelligente Vernetzung von Mensch und Maschine, erläutert er den Hintergrund. Neben der technischen Entwicklung ist es die Erwartungshaltung der Kunden, die den rasanten Trend befeuert. „In Zeiten von E-Commerce stellen Stichworte wie ´Same Day Delivery` Händler und Logistiker vor hohe Herausforderungen.“ Voll- und teilautomatisierte Läger sind da eine effektive Antwort. „Tatsächlich stellen wir fest, dass die Nachfrage nach intelligenten Logistiksystemen überproportional steigt“, erklärt Rosenbach. 

Enormes Optimierungspotential durch Assistenzsysteme

Nicht verwunderlich, bieten doch teil- oder vollautomatisierte Flurförderzeuge enormes Optimierungspotential hinsichtlich Fahr- bzw. Pickzeiten. „Im Praxistest hat die softwaregestützte Lagernavigation für Schmalgangstapler zu einer Effizienzsteigerung von bis zu 25 Prozent geführt“, sagt Rosenbach. So sorgt die Lagernavigation etwa dafür, dass der Bediener innerhalb einer Gasse softwaregestützt den zugewiesenen Lagerort auf einer optimierten Kurve anfahren kann. „Zudem dienen die Assistenzsysteme der Fehlervermeidung – das Wiederfinden einer falsch abgelegten Palette kostet Zeit und Mühe“, weiß der Experte, der 1988 zum Thema ´Fahrerlose Transportsysteme` promoviert hat. 

Optimale Strategie für passgenaue Logistiksysteme 

Ob Schmalgang-, Mehrwege- oder Kommissionierstapler, immer gehe es darum, das optimale System für den Kunden zusammenzustellen, betont Rosenbach. „Jedes Lager ist anders. Daher wird jedes Logistiksystem passgenau auf die jeweiligen Anforderungen des Kunden ausgerichtet. Die Anzahl der Gassen, die Höhe der Regale, die Abmessungen und Gewichte der gelagerten Waren, die zum Teil einzeln, zum Teil palettenweise kommissioniert werden und das mit einer hohen oder geringen Umschlaghäufigkeit – all das fließt ein in die Entwickelung einer optimalen Strategie für den Kunden. Und all das von unserer Software – dem Gehirn – steuern zu lassen, ist eine der Besonderheiten des Jungheinrich-Angebots“, erläutert Rosenbach. Um dies leisten zu können, hat Jungheinrich 2013 die ISA GmbH, ein auf Intralogistik spezialisiertes Softwareunternehmen aus Graz, gekauft und unter dem Namen Jungheinrich-System-Lösungen in den Konzern integriert. 2015 kam MIAS, einer der führenden Anbieter für Regalbediensysteme hinzu. 

Energieeffizienz ist eines der Schlüsselthemen der Intralogistikbranche

Zu aktuellen Jungheinrich-Innovationen gehört etwa die neuste Generation fahrerloser Transportfahrzeuge wie der Schlepper EZS 350a oder die Weiterentwicklung des Flottenmanagement-Systems ISM Online durch drei neue Module zur Optimierung von Sicherheit, Wartung und Batteriemanagement. Elektromobilität ist ein weiteres Forschungsfeld, auf dem Jungheinrich aktiv ist. „Energieeffizienz ist eines der Schlüsselthemen der Intralogistikbranche“, ist Rosenbach überzeugt und verweist auf die Energieeffizienz der Jungheinrich-Flurförderzeuge. „Derzeit ist Jungheinrich der einzige Hersteller, der von der Ladestation über die Energiespeicher bis hin zu Antriebsaggregaten alles aus einer Hand anbietet.“ Auch beim Einsatz der Lithium-Ionen-Technik will Jungheinrich seine führende Marktposition ausbauen. 2017 sollen nahezu alle Neufahrzeuge auch mit Lithium-Ionen-Technologie erhältlich sein.
ys

Quellen und weitere Informationen

Jungheinrich AG

Die Jungheinrich AG, gegründet im Jahr 1953, zählt zu den weltweit führenden Unternehmen der Intralogistik. Mit einem abgestimmten Portfolio an Flurförderzeugen, Logistiksystemen sowie Dienstleistungen bietet Jungheinrich seinen Kunden umfassende Lösungen aus einer Hand – vom Neukauf über Miete und Finanzierung bis hin zum Service. Der Konzern mit Stammsitz in Hamburg ist weltweit in 36 Ländern mit eigenen Direktvertriebsgesellschaften und in weiteren 70 Ländern durch Partnerunternehmen vertreten. 

Jungheinrich beschäftigt weltweit mehr als 15.000 Mitarbeiter, darunter rund 2.850 in der Metropolregion. Allein die Ende 2015 bezogene neue Konzernzentrale – Investitionskosten 25 Millionen Euro – am Traditionsstandort in Wandsbek bietet Platz für 580 Mitarbeiter. Die restlichen Mitarbeiter im Norden verteilen sich u.a. auf das Werk in Norderstedt, wo Elektro-Hochhubwagen, Kommissionierer sowie Schubmaststapler hergestellt werden, auf das Werk in Lüneburg, das auf die Produktion von Kleinserien und Sonderanfertigungen ausgerichtet ist sowie auf das Ersatzteilzentrum Kaltenkirchen. Das Familienunternehmen ist im MDAX notiert.

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