Im 12. Stock werden wir von Janine Novo de Oliveira, ihres Zeichens Business und Feelgood-Managerin, und von Consumer Marketing Managerin Hanna Reisch in Empfang genommen. Das 2004 von Mark Zuckerberg gegründete Tech-Unternehmen ist seit Februar 2010 mit einem DACH-Hauptsitzin Hamburg vertreten. Zu verdanken ist dies u. a. dem ersten Country Director, Scott Woods, der damals Facebook in Deutschland mit aufgebaut hat. Er wohnte in Hamburg und empfahl die Elbmetropole, in der sich auch bereits Google niedergelassen hatte, als Sitz, plaudert Hanna aus dem Nähkästchen. Heute arbeiten auf rund 2.000 Quadratmetern aktuell 80 Mitarbeiter. Unternehmenssprache vor Ort ist Deutsch, die sonstige Kommunikation läuft vorwiegend auf Englisch.
Zugegeben, die Facebook-Zentrale in Hamburg ist etwas versteckt gelegen. Doch einmal entdeckt, fügt sich alles zusammen: Die Innenstadt-Lage in direkter Nachbarschaft zu Google, der atemberaubende Rundum-Blick über die Elbmetropole, das offene Office-Konzept und die nahezu familiäre Atmosphäre eines multinationalen Technologieunternehmens, das zu den Big Four (Google, Amazon, Facebook and Apple) weltweit zählt. Die Hamburg News waren im Rahmen der Reihe ‚New Work‘ in der Facebook-Unternehmenszentrale für die DACH-Region zu Besuch.
Deutsche Facebook-Zentrale seit 2010 in Hamburg
Kantine, Eventraum und Wohnzimmer
Direkt neben dem Empfangsbereich befindet sich die Kantine – die zugleich als Eventraum dient. Von 8 bis 10 Uhr gibt es hier täglich Frühstück, später wird Mittagessen angeboten. In den Getränke-Kühlschränken sind zahlreiche lokale Produkte zu entdecken, von Fritz Kola bis hin zu Viva con Agua. Auch der obligatorische Tischkicker und ein Massagesessel mit feinstem Blick auf die Alster sind vorhanden. „Dies ist zugleich unserer Wohnzimmer, wo man zusammenkommen kann und sich wohlfühlt“, erzählt Jane. Die studierte Juristin ist seit sechs Jahren für Facebook tätig und verantwortet alles, was die Räumlichkeiten, interne Events und das Wohlergehen der Mitarbeiter betrifft.
New-Work-Philosophie spiegelt sich im Großraumbüro wider
Eine massive Wendeltreppe aus Stahl führt in den Bürobereich. Hier fällt vor allem eines auf: Alles ist sehr offen gestaltet. Die einzig abgetrennten Räumlichkeiten sind die Meetingräume. „Wir wollen die Menschen der Welt zusammenbringen, und das leben wir auch hier: Deshalb setzen wir auf ein offenes Großraumbüro mit kurzen Wegen. Jeder hat seinen festen Schreibtisch, an den er sich zurückziehen kann, aber es gibt auch Lounge-Bereiche oder Meetingräume, in denen man alle zusammenbringen und sich austauschen kann. Das ist flexibel und für jeden verfügbar“, erklärt uns Jane. Die Meetingräume tragen Namen wie Kindergarten, Wanderlust oder Alsterwasser. Wichtig ist, dass die englischsprachigen Kollegen und Geschäftspartner diese auch aussprechen können. Hanna ergänzt: „Durch das offene Arbeitsprinzip haben wir flache Hierarchien. Der Manager sitzt neben seinem Team und hat kein eigenes Büro. Das fördert das gemeinsame Arbeiten zusätzlich.“
„The journey is only 1 % finished“ (Wir haben erst 1 % unserer Reise zurückgelegt) ist einer der offiziellen Leitsätze des Tech-Konzerns. Dieser soll in Erinnerung rufen, dass die Mission, die Welt zu vernetzen, gerade erst begonnen hat. Und das spiegelt sich auch in der Architektur im Hamburger Headquarter wider. Die unverkleideten, hohen Decken sehen so aus, als wären sie noch in Arbeit.
Globaler Konzern setzt auf lokale Kunst
Kunst spielt eine wichtige Rolle für das digitale Unternehmen: „Wir haben ein eigenes Kunstprogramm; in jeder Niederlassung auf der Welt arbeiten wir mit lokalen Künstlern zusammen, die eine besondere Atmosphäre und Farbe in das jeweilige Büro bringen sollen“, sagt die Feelgood-Managerin. Ein großflächiges, buntes Gemälde ist von den Mitarbeitern ‚Hamburg Rain‘ getauft worden. Eine andere Wand hingegen ist mit zahlreichen Fotos von Mitarbeitern behängt, die dem Unternehmen ein Gesicht verleihen sollen. Neben einer Business Wall, die lokale Kunden – wie MyMüsli oder den Conceptstore Frau Hansen – präsentiert, und einer Facebook Wall zum Anfassen, an der sich Gäste verewigen können, darf in dem Büro über den Dächern Hamburgs natürlich eine Selfie Wall nicht fehlen.
Selbstentfaltung fördert Identifikation
Einer der zentralen Werte des multinationalen Unternehmens ist be bold – sei mutig. „Es ist alles möglich. Bei uns kann jeder mitgestalten. Das gibt unseren Mitarbeiten die Möglichkeiten teilzuhaben und soll das Gefühl vermitteln, dass man hier nicht nur arbeitet, sondern auch Zuhause ist“, berichtet Jane. Als Beispiel führt sie eine mobile Bar an, die von Kollegen selbstgebaut wurde. Sie lässt sich in den Fahrstuhl schieben und jeder, der möchte, kann zur wöchentlichen Happy Hour zu sich an den Schreibtisch einladen. Die Business Managerin ergänzt: „Ich engagiere mich in meinem Privatleben für den gemeinnützigen Verein Viva con Agua. Es ist schön, wenn man seine privaten Interessen auch hier vor Ort einbringen kann“. Die Idee, die lokale Wasserinitiative zu unterstützen und die Produkte in der Kantine bereitzustellen, stieß auf offene Ohren.
Auch für New-Work-Experte Dr. Max Neufeind zählt Selbstverwirklichung zu einem zentralen Bestandteil der Arbeitskultur im Wandel: „Der Mensch will etwas von der Arbeit und die Arbeit will etwas von ihm. Dabei bedingt sich die kulturelle und technologische Entwicklung unserer Gesellschaft gegenseitig. Im Rahmen der Digitalisierung ist es umso wichtiger, dass sich Mitarbeiter einbringen können, mit ihrer Persönlichkeit, ihrer Empathie und ihrer Kreativität.“
24/7-Zugang zum Büro für uneingeschränkte Flexibilität
Bei einem digitalen Unternehmen wie Facebook ist das Thema Homeoffice selbstverständlich. Doch Hanna sagt: „Wir haben die Möglichkeit, Homeoffice zu machen, aber es wird weniger genutzt, als man denkt. Die Mitarbeiter schätzen den persönlichen Austausch und das Miteinander, beispielsweise wenn man sich zum Frühstück trifft.“ Das Büro ist 24 Stunden geöffnet – für Jetlag-Geplagte, Nachtschwärmer oder auch für ausländische Kollegen, die zu anderen Arbeitszeiten arbeiten wollen.
Firmeneigenes Facebook optimiert den Workflow
Bei der internen Unternehmenskommunikation kommt die Plattform Workplace zum Einsatz, ein eigens entwickeltes Facebook für den Arbeitsplatz. „Hier werden Veranstaltungen oder Kantinenpläne geteilt, wir können digital zusammenkommen, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten und Feedback geben. Das geht manchmal schneller als eine E-Mail, vor allem wenn man mit mehreren Personen kommuniziert. Und so laufen unsere Inboxes auch nicht so schnell über“, erzählt die Consumer Marketing Managerin.
Events stärken das Wir-Gefühl
Um das Wir-Gefühl weiter zu stärken, wird beispielsweise einmal im Jahr ein Game Day veranstaltet. Jane berichtet schmunzelnd: „Die Mitarbeiter teilen sich in Teams auf, man denkt sich ein verrücktes Spiel aus und es wird gegeneinander angetreten. Wie bei einem Sportfest in der Schule, nur für Erwachsene.“ Im vergangenen Jahr hat das Hamburger Facebook-Büro einen Menschen-Kicker auf die Beine gestellt – Tischfußball mit echten Spielern.
sb/kk