Hamburg will bis 2020 zwei Millionen Tonnen CO₂ vermeiden. Ein wesentlicher Faktor um dieses Ziel zu erreichen, ist die Mobilität – und da gibt es noch viel zu tun, ist Henrik Falk überzeugt. „Wir brauchen ein Mobilitätskonzept, das eine intelligente Verknüpfung der Mobilitätsanbieter ermöglicht – und zwar analog wie digital“, betont der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hochbahn AG. Also ein Konzept, das vom Kunden her gedacht wird und in der Praxis hält, was es digital verspricht.
Das Auto wird unsexy. Oder sollte es werden – zumindest was den Individualverkehr in Großstädten wie Hamburg betrifft – sind sich die Panelteilnehmer einig. Bei der Next Conference am 19. und 20. September referierten und diskutierten digitale Entscheider, Vordenker und Kreative über Zukunfts- und Technologietrends. In den Räumlichkeiten des Mobilitätsdienstleisters Moia kamen Sascha Meyer (Moia), Henrik Falk (Hochbahn), Lukas Loers (Wunder Mobility), Berater Rainer Sax und Janine Härtel (ITS) zusammen, um die Möglichkeiten zu „Transforming Urban Mobility“ auszuloten.
In der Realität muss es funktionieren
Moia: „One Million Cars off the Road“
Was denn die Hochbahn als etabliertes Mobilitätsunternehmen zum Erreichen der Klimaziele betragen wolle, fragt Janine Härtel, die in der Runde die Rolle der Moderatorin übernommen hat. Das Angebot werde massiv erweitert, antwortet Falk: „Bisher haben wir unser Angebot jährlich um ein Prozent ausgebaut, nun streben wir eine Versechsfachung auf 6% an.“ Sascha Meyer wiederum verweist auf die Moia-Mission: „One Million Cars off the Road“. „Mit dem Ziel, bis 2025 eine Million Autos von der Straße zu holen, ist schon ein gewisser interner Kannibalismus verbunden.“ Immerhin steht Automobilbauer VW hinter Moia. Doch das Wolfsburger Unternehmen verfolge das Ziel, sich vom reinen Automobilhersteller zu einem führenden Mobilitätsanbieter zu wandeln.
Hamburg in wichtiger Testphase
Je praktischer der Mobilitätsmix gestaltet werde, desto eher verzichteten die Menschen auf ein eigenes Auto, ist Berater Rainer Sax überzeugt. „Dafür jedoch müssen wir herausfinden, was die Menschen genau wollen. Wo soll die Reise hingehen?“ Hamburg sei bei der Analyse der Bürgerwünsche bereits auf einem sehr guten Weg, ist Falk überzeugt. „Die Stadt ist sehr offen und experimentiert mit verschiedenen Mobilitätslösungen. Nun müssen wir die Geduld aufbringen, die Ergebnisse dieser Experimentierphase abzuwarten.“
Mobilitätstrend Mikromobilität
Auf Härtels Frage, welcher spezielle Mobilitätstrend aktuell zu beobachten sei, nennt Lukas Loers, Director of Business Operations beim Software-Entwickler Wunder Mobility, Mikromobilität. „Ob wir noch mehr E-Bikes oder E-Scooter sehen oder ob ganz neue Fahrzeuge, wie ultraleichte, batteriebetriebene Zweisitzer das Straßenbild am Ende prägen, wird sich zeigen.“
Kurze Autofahrten vermeiden
Glaubt man Kilian Schmidt von Tier Mobility haben ganz sicher E-Scooter die Nase vorn. Das Berliner Startup strebe eine 100-prozentige Integration in den zukünftigen Mobilitätsmix an, erklärte er beim anschließenden Talk „Micromobility – Challenging the Status Quo“. Schmidt ist davon überzeugt, dass die elektrischen Tretroller sich durchsetzen werden, da laut Schmidt 40 Prozent aller städtischen Autofahrten kürzer als 3 Kilometer seien. Da seien die Scooter doch der ideale Ersatz. Das aber gilt natürlich ebenfalls für das Fahrrad. Einen neuen Dreh beim traditionellen Fortbewegungsmittel verfolgt Swapfiets. Das niederländische Unternehmen hat sich auf Fahrräder im Abo-Modell spezialisiert. Das Angebot komme an. „Wir übernehmen alle Reparaturen. Das bedeutet sorgenfreies Fahrradfahren“, erklärt Regional Manager Philipp Wolff. Und bequeme Angebote – da sind sich alle Talker einig – haben im Mobilitätsmix die besten Chancen.
ys/kk