Rund um den Kiez, wo an diesen Tagen normalerweise 50.000 Menschen auf dem Reeperbahn Festival in den Hamburger Musikclubs unterwegs wären, waren in diesem Jahr pandemiebedingt und unter großen Hygieneaufwand nur 8.000 Besucher*innen live dabei. Mit gutem Ergebnis: Mit der Durchführung des Reeperbahn Festivals setzt Hamburg nun internationale Maßstäbe, wie derzeit Kulturveranstaltungen in geschlossenen Räumen umgesetzt werden können. Die Tickets für das Reeperbahn Festival 2021 (22. – 25. September 2021) sind ab sofort erhältlich.
Die Hamburger Kultureinrichtungen trotzen den coronabedingten Einschränkungen bei Kulturveranstaltungen mit viel Kreativität, Pragmatismus und Solidarität. Als einziges Festival in diesem Sommer startete das legendäre Reeperbahn-Festival erstmals als hybride Veranstaltung live in den Hamburger Clubs und online im Stream. Das traditionelle Filmfest Hamburg wird ab dem 24. September auch zum Streamfest, John Neumeier startete mit seinem Hamburg Ballett nach siebenmonatiger Pause mit „Ghost Light“ ein „Ballett in Coronazeiten“ und die großen Hamburger Sprechtheater Schauspielhaus und Thalia kämpfen mit neuen Premieren auch inhaltlich gegen die Coronankrise an.
Internationales Vorbild für pandemiegerechte Festivals
Filmfest Hamburg wird zum Streamfest
Mit 76 Filmen in neun Sektionen präsentiert das Filmfest Hamburg in diesem Jahr vom 24. September bis 3. Oktober ein konzentriertes Programm in den Festivalkinos Abaton, CinemaxX Dammtor, Metropolis, Passage und Studio-Kino. Alle Filme werden vor reduziertem Publikum live zu sehen sein. Um weiteren Cineast*innen die Teilnahme am Festival zu ermöglichen, können einige ausgewählte Filme von einer begrenzten Anzahl Zuschauer*innen gestreamt werden.
Ghost Light – Ein Ballett in Coronazeiten
Das Hamburg Ballett unter John Neumeier entwickelte kreierte ein Ballett, das das geltende Abstandsgebot nicht nur respektiert, sondern es zugleich zur Grundlage der Struktur macht. Entstanden ist das Stück „Ghost Light“. „Es ist vergleichbar mit einzelnen Instrumentalstimmen einer Sinfonie – oder einem traditionellen japanischen Essen: eine Folge sorgsam arrangierter, hoffentlich „köstlicher“ Miniaturen", so John Neumeier über sein neues Stück.
Nach fast sechs Monaten Pause ging es am 1. September auch in der Elbphilharmonie Hamburg pandemiegerecht wieder los. Gut sechshundert Menschen finden jetzt im Großen Saal ihre Plätze, der normalerweise 2.200 Besucher*innen fassen würde.
Hamburger Theater finden Lösungen - auch inhaltlich
Die „Nacht der Theater“ fand noch als digitales Event im Netz statt. Richtiges Publikum erlebten hingegen die Premieren „Reich des Todes“ im Schauspielhaus und „Der Geizige“ im Thalia Theater. Und auch im privaten St. Pauli Theater auf dem Kiez ging es wieder live los. Alles natürlich pandemiegerecht mit reduzierten Zuschauerzahlen und unter hohen Hygienestandards.
„Abstand beflügelt die Fantasie"
Geprobt wurde am Thalia Theater zum Teil in Zoom-Konferenzen online und beim Erstellen des Bühnenbildes gab es auch die ein oder andere coronabedingte Herausforderung. Letztendlich stehen die Schauspieler*innen aber an allen Häusern mit Mindestabstand oder maskiert auf der Bühne. „Abstand auf der Bühne zu halten, muss nicht unbedingt schlecht sein", sagte der Regisseur Leander Haußmann der Deutschen Presse-Agentur dpa über sein neues Stück am Thalia Thetaer. „Uns kommt das eigentlich eher zugute, es beflügelt die Fantasie".
sm/kk