Konferenz

Scoopcamp: Wie lässt sich der Journalismus der Zukunft monetarisieren?

14. September 2022
Medienkonferenz unterstreicht Bedeutung von wertvollen Inhalten und Beteiligung

Branded Content, Daten und Digital Creators – Lässt sich damit in Zukunft im Journalismus Geld verdienen? Auf dem diesjährigen Scoopcamp, der Innovationskonferenz für Medien, gingen Expert:innen der Frage nach, wie neue Monetarisierungswege aussehen könnten. Unter strahlend grauem Himmel fand das Branchenevent am Donnerstag (8. September) mit rund 140 Teilnehmer:innen im Beachclub Del Mar an den Hamburger Landungsbrücken statt. Die Standortinitiative nextMedia.Hamburg und die dpa (Deutsche Presse-Agentur) hatten dazu eingeladen, gemeinsam mit Speaker:innen aus der Medienbranche Antworten auf die Zukunftsfragen des Journalismus zu finden. Die Hamburg News waren dabei.

Scoopcamp: Journalismus im Spannungsfeld

In seiner Eröffnungsrede wies Dr. Carsten Brosda, Hamburgs Senator für Kultur und Medien, auf das Spannungsfeld hin, in dem sich der Journalismus heute bewege. Zum einen sei die Frage elementar, wie alle daran teilhaben können (Stichwort demokratische Prozesse). Zum anderem gehe es darum, wie man Journalismus gestalten könne, damit dieser den Menschen etwas wert sei (Stichwort Paywall & Co.). Schließlich habe der Journalismus zugleich einen ökonomischen und gesellschaftlichen Wert. 

Scoop-Award für Innovator Jack Riley

Im Anschluss übergab Pia Frey (Preisträgerin 2021) den diesjährigen Scoop-Award an Jack Riley, Vice-President of Business Development & Revenue Strategy bei Buzz Feed News und Huff Post. Riley ging in seiner anschließenden Keynote der Frage nach, wie sich der Journalismus in Zukunft finanzieren könne und plädierte dafür, sich gezielt an die junge Generation zu wenden und auf ihr Nutzungsverhalten einzugehen. Digital Creators und Videoformate seien die Zukunft der Branche, weshalb eine Zusammenarbeit in dem Bereich notwendig sei. Medienunternehmen könnten dabei die Infrastruktur für Creator:innen zur Verfügung stellen. Auch Branded Content sei eine mögliche Finanzierungsquelle für den Journalismus der Zukunft.

Zahlreiche Monetarisierungsoptionen für Nachrichtenprodukte

Nachrichten als Produkt – Luciana Cardoso, stellvertretende Vorsitzende der News Product Alliance (NPA), gab in ihrer Keynote einen Überblick über verschiedene Monetarisierungsoptionen im Journalismus. Diese müssten über die Paywall hinaus gedacht werden, da bei dieser Option viele Leser:innen schnell abspringen würden. Mitgliedschaften mit exklusivem Content, Kooperationen mit Branded Content sowie eine ansprechende Formatvielfalt inklusive Videos seien nur einige Optionen. Darüber hinaus seien Sponsoring für bestimmte Ressorts, Custom Content für Unternehmen und Events vielversprechende Monetarisierungsmodelle, so Cardoso.

Key takeaways von Jack Riley

Monetarisierung in der Praxis bei FAZ, NOZ

Am Vormittag berichtete Nico Wilfer, Chief Product Officer bei der FAZ, von konkreten Umsetzungsbeispielen. 300.000 digitale Abos bis 2030 (aktuell: 200.000) seien das aktuelle Ziel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die dafür Digitalredaktion und Vertrieb vereint hat. Ein wichtiger Hebel sei dabei die Anwendung künstlicher Intelligenz. Mithilfe von Marketing-Automation generiert das Unternehmen Nutzer:innen-Daten, um die Performance von Artikeln zu berechnen. Dabei arbeite die Redaktion mit einer „predictive AI“. Diese könne voraussagen, wie erfolgreich ein Artikel sein wird, erklärte Wilfer. Auf der Grundlage von bereits veröffentlichen Beiträgen, empfiehlt die KI, ob ein neuer Artikel lieber vor oder hinter der Paywall platziert werden sollte.

Anschließend diskutierten Joachim Dreykluft, Mitglied der Geschäftsführung der NOZ Digital, und Jan Hildebrandt, Gründer und Geschäftsführer der Eimsbüttler Nachrichten, über die Funktion des Journalismus innerhalb einer Demokratie. Klar sei: „Demokratie braucht professionellen Journalismus“, so Dreykluft. Dabei sei seiner Meinung nach die Bereitschaft, für Qualitätsjournalismus zu zahlen, in weiten Teilen der Bevölkerung vorhanden. Allerdings müssten Zahlungsmodelle angepasst und vor allem die zum Teil hohen Preisspannen verschiedener Anbieter reduziert werden. Außerdem sei eine Individualisierung der Nachrichtenprodukte nötig, ergänzte Hildebrandt. Nutzer:innen sollen demnach selbst aussuchen können, welche Artikel und welche Autor:innen sie lesen möchten.

Interesse und Vertrauen der Leser:innen als zentrales Ziel

Die Leser:innen sollten weiterhin im Mittelpunkt stehen, so eine weitere Erkenntnis des Scoopcamps. In einer abschließenden Diskussionsrunde hielten die Expert:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft fest: Es braucht eine Perspektivänderung zurück zu einer Orientierung an den Interessen und Bedürfnissen der Nutzer:innen. Dabei können Daten helfen, diese Interessen besser einzuordnen. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Informationsflut und einer angeheizten Diskussionskultur sei eine differenzierte Berichterstattung nötig. Auch Journalist:innen selbst müssen sich mit ihrer Rolle auseinandersetzen und diese den Leser:innen erklären. Schließlich trage mehr Transparenz zum Vertrauen in die Medien bei. 
nj/sb

Quellen und weitere Informationen

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