Die Hamburger Fintech-Szene wächst und wächst: Waren es 2017 rund 30 Finanztechnologie-Unternehmen, zählt der Finanzplatz Hamburg in seinem Fintech Monitor heute 101 Fintechs (Stand September 2024). All diese Startups und Firmen beschäftigen sich mit der Digitalisierung der Finanzwirtschaft, um bestehende Prozesse zu optimieren – von Big Data über Kreditvergleich bis zu Payment-Lösungen. Hamburgs Finanzsenator Dr. Andreas Dressel betonte bei der Eröffnung des Fintech Day 2024: „Um die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern, brauchen wir eine starke Finanzwirtschaft.“ Hierauf zahle auch der Masterplan Finanzwirtschaft 2021-2025 der Finanzbehörde ein. Eines der Kernthemen: Fintechs und Förderungen. Mit dem Förderprogramm InnoFinTech wurden seit 2022 bereits mehr als 30 Tech-Unternehmen der Finanzbranche gefördert, berichtete Dressel. Dabei richtet sich das Programm bis Ende 2025, mit einem Gesamtvolumen von rund 9 Millionen Euro, vor allem an Existenzgründungen und innovative Vorhaben von Fintechs. Beantragt werden können die Mittel bei der IFB Innovationsstarter GmbH, einer Tochtergesellschaft der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB Hamburg).
Ohne Frage, der Finanzstandort Hamburg hat Tradition. So beheimatet die Hansestadt die älteste aktive Börse der Bundesrepublik – gegründet im Jahr 1558. Und wie innovativ ist die hiesige Finanzszene heute? Zum ersten Hamburger Fintech Day kamen am Donnerstag (10. Oktober) mehr als 160 Akteur:innen der lokalen Finanzbranche und Gründer:innen von Finanztechnologie-Unternehmen (Fintechs) zusammen. Im Design Zentrum Hamburg ging es um Hands-on-Tipps, Erfolge und Rückschläge und Networking. Unter dem Motto „Butter bei den Fintechs“ wolle man den Fintech-Akteur:innen „Schmiermittel mitgeben – vor allem rund um Coworking, Finanzierungen oder Vernetzung“, erklärte Karl-H. Witte vom Cluster Finance City Hamburg (FCH) bei der Eröffnung. Wir waren vor Ort.
Mehr als 100 Fintechs in Hamburg
Fintech-Gründerinnen fordern mehr Innovationskultur
Im ersten Panel des Tages ging es um B2B Sales und die Frage „Was können Fintechs und Finanzdienstleister voneinander lernen“? Regulatorik und Skalierbarkeit gehören zu den größten Herausforderungen von Fintechs, brachte es Dr. Dorothea Eckhoff von Deloitte auf den Punkt. Dies nehme häufig die Geschwindigkeit aus Partnerschaften zwischen Fintechs und Banken. Zu den Panelist:innen gehörte auch Max Knopp, Managing Director und Head of Business Operations bei Stock Republic. Eine schwedische Ansiedlung in Hamburg, die im Rahmen des InnoFinTech-Programms gefördert wird. Knopp plädierte für weniger „das haben wir schon immer so gemacht“. Denn: „Es würde uns helfen, wenn Banken bereits eine Innovationskultur aufgebaut hätten.“ Dazu gehöre es auch, neue Ideen anzunehmen und Risiken zuzulassen.
Von Durchhaltevermögen und Erfüllung
Selbst gründen oder innerhalb eines großen Konzerns gründen? Welche Herausforderungen und Chancen bringen diese beiden Arten der Existenzgründung mit sich? Um Fragen wie diese ging es am Nachmittag. Mit auf der Bühne war Mirko Krauel, CEO und Managing Director der Otto Payments GmbH. Er habe den Aufbau des Payment-Dienstleisters der Otto GmbH & Co KG von der Pike auf wesentlich vorangetrieben: von Idee und Konzept über die BaFin-Lizenz bis zu einer Plattform mit einem jährlichen Transaktionsvolumen im Milliardenbereich. „Du brauchst Leute, die an deine Idee glauben, auch im Konzern“, betonte Krauel. Zwar seien in einem Konzern bereits viele Voraussetzungen gegeben aber „die Mühlen mahlen langsam“. Es brauche vor allem Durchhaltevermögen. Von den Höhen und Tiefen des Gründens berichtete auch Dr. Hans-Christian Stockfisch, Mitgründer und CEO von Flexvelop. Das Geschäftsmodell richtet sich an B2B-Kund:innen, die Büroausstattung flexibel mieten wollen. Das Wichtigste beim Gründen? „Dranbleiben. Dinge vereinfachen – mit Pragmatismus und Liebe zum Detail“, lautet seine Devise. „Gründen macht 0 Prozent Spaß, ist aber 100 Prozent erfüllend“, resümierte Stockfisch.
B2B und KI als Chancen
Natürlich ging es bei dem Event auch um den Status quo und die zukünftigen Entwicklungen im Fintech-Sektor. Während der B2C-Markt bereits relativ gesättigt sei, erkennt Thorsten Wittmütz, Managing Partner beim Next Commerce Accelerator (NCA), vor allem Chancen bei B2B-Geschäftsmodellen. Schließlich seien viele Prozesse in der Finanzwirtschaft, z. B. im Backoffice, noch nicht digitalisiert. Geht es um den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Branche, ist Wittmütz überzeugt: „KI wird uns das Leben erleichtern.“ Dabei sieht Sebastian Scheib, Senior Investment Manager Amberra, der strategische Beteiligungs- und Venture-Building-Einheit der Genossenschaftlichen Finanzgruppe, den Nutzen weniger bei Endkund:innen und mehr z. B. bei Banker:innen – „ein eigener KI-Agent hätte Potenzial“. Einig waren sich die Panelist:innen vor allem bei einem Punkt: Innovation sei kein Selbstzweck.
Hamburger Fintech Day – Fortsetzung 2025
Zum Abschluss hieß es Bühne frei für die Startups Parto (zuvor: Participayed), Caplend, Tokenforge und Moneten. Die durch InnoFinTech geförderten Gründer:innen stellten ihre Innovationen für die Finanzwirtschaft vor – von digitalem Geld für Menschen in Betreuung über Blockchain-Technologie für digitale Assets bis zu finanzieller Bildung für Frauen. Danach hieß es einmal mehr: Networking, Networking, Networking. Wie gut, dass bereits feststeht, dass das Event 2025 in die nächste Runde gehen wird. Der Hamburger Fintech Day wurde von Finance City Hamburg (FCH), in Zusammenarbeit mit der Hamburger Finanzbehörde, dem Finanzplatz Hamburg e. V. und der Handelskammer Hamburg organisiert.
sb/kk