„Das war im November letzten Jahres“, erinnert sich Stefanie von Carlsburg, Leiterin der Haspa-Unternehmenskommunikation. „Der Vorschlag lautete: Ihr sprecht Unternehmer aus eurem Kundennetzwerk an, die eventuell als Unterstützer in Frage kämen, und wir liefern die passenden Künstlerteams.“ Bei der Haspa fand man die Idee klasse und begann gleich mit der Umsetzung – und das ehrenamtlich in den Abendstunden und am Wochenende. Etwa 150.000 Euro konnten so bereits eingeworben werden. „Es läuft sehr gut an“, betont von Carlsburg. Nicht alle Unterstützer möchten bekannt werden, andere kann sie nennen. So wird zum Beispiel Ina Müllers Entourage von Heiko Spiering, Gründer und CEO von HSP Hanse Shopping, unterstützt. Und die Adler Apotheke in Hamburg Wandsbek engagiert sich für das Improvisationstheater Hidden Shakespeare.
Eine Durststrecke von bald einem Jahr zu überstehen, wird für Künstler*innen im Rampenlicht zunehmend schwierig. Vielleicht noch schwieriger ist es für ihre Entourage, also all den Licht- oder Tontechniker*innen, Bühnenbauer*innen oder Fachkräften für Veranstaltungstechnik, die 'hinter' den Events stehen. Und genau um diese meist Soloselbständigen geht es bei der „Kulturbörse – Wirtschaft hilft Kultur(wirtschaft)“, initiiert von Kai Maser, Gründer der Künstleragentur Heimat2050, und Stefan Gwildis, der von Maser vertreten wird. Mit ihrer Idee wandten sie sich an die Haspa.
150.000 Euro für die Teams hinter den Künstlern
Masken schützen – und helfen Soloselbständigen
Dabei setzt die Adler Apotheke eine „Corona“-Einnahme ein, um den durch Corona in Bedrängnis geratenen Berufsgruppen zu helfen. Ältere und Risikopatienten können sich aktuell in Apotheken sechs FFP2-Masken per Berechtigungsschein abholen. Kostenlos, bis auf einen Eigenanteil von 2 Euro. „Und diesen Eigenanteil gibt die Adler Apotheke an die Kulturbörse weiter“, erzählt von Carlsburg. Weitere Künstlerteams, die sich über Unterstützung freuen können, sind die um Musikerin und Songwriterin Antje Schomaker und Sängerin Annett Louisan.
Patenschaft für Künstlerteams
Die Unterstützer werden zu einer Art Pate für die Künstlerteams. „Eine Gegenleistung, etwa ein privates Konzert für die Belegschaft, kann vereinbart werden, ist aber kein Muss“, erklärt von Carlsburg. Auch eine Spendenquittung könne nicht ausgestellt werden. „Denn weder wir noch die Agentur oder die Künstler sind gemeinnützige Einrichtungen.“ Wer sich aus dem Kreis der Haspa-Kunden für die Künstlerteams engagiert, tut das vor allem aus dem Wunsch heraus zu helfen.
Städtisches und Stiftungsengagement
Dieser Wunsch wird in Hamburg immer stärker verfolgt. So hat die Behörde für Kultur und Medien die Projektförderung für die freien darstellenden Künste gerade um 350.000 Euro als Corona-Hilfe aufgestockt – auf nun rund 1,8 Millionen Euro für die Spielzeit 2021/22. Die Dorit & Alexander Otto Stiftung hat über ihren Hilfsfonds „Kultur hält zusammen“ bereits Ende letzten Jahres 227 Projekte von Hamburger Künstlerinnen und Künstlern mit insgesamt 550.000 Euro unterstützt und setzt dieses Engagement nun fort. Mit insgesamt einer Million Euro will die Stiftung dazu beitragen, die Vielfalt der Kultur in Hamburg zu sichern.
Sammeln, Einkleben - Helfen
Und auch Sammelleidenschaft kann zur Kulturrettung beitragen. Oliver Wurm und Alexander Böker, die mit ihrem Unternehmen Juststickit! Panini-Alben für Städte und Bundesländer entwickeln, rufen mit dem #TeamHamburg-Album zum Sammeln und Einkleben zugunsten der Hamburger Kulturszene auf. Mehr als 200 Hamburger Schauspieler*innen, Sportler*innen, Musiker*innen, Autoren und Autorinnen, Journalisten sowie Journalistinnen und Politiker*innen haben sich mit und ohne Maske abbilden lassen, 50.000 Alben und 2,5 Millionen Aufkleber sind in Kiosken in und um Hamburg zu erstehen. Sämtliche Gewinne fließen in die Hamburger Kulturlandschaft.
ys/kk