„Der Fachkräftemangel scheint im Bewusstsein der Erwerbstätigen stärker zu sein als Konjunktursorgen. Denn trotz vieler Krisen schätzen Deutschlands Beschäftigte ihre Chancen am Jobmarkt weiter positiv ein“, sagt Petra von Strombeck, CEO der New Work SE, Muttergesellschaft von Xing. Gründe dafür seien der stabile Arbeitsmarkt sowie der branchenübergreifende Arbeitnehmer:innenmangel, der sich durch die demografische Entwicklung zusätzlich verstärkt. Laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gehen in den kommenden Jahren rund fünf Millionen Babyboomer in Rente. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung geht von derzeit über 1,8 Millionen offenen Stellen aus (Stand: IAB November 2022).
Konjunktursorgen, Energiekrise, Krieg, Inflation – All dies scheint die Arbeitswelt der Deutschen wenig zu berühren. Über zwei Drittel (69 Prozent) der Erwerbstätigen hierzulande sind geschlechterunabhängig der Meinung: „In meinem aktuellen Job muss ich mir keine Sorgen um meine berufliche Zukunft machen.“ Besonders zuversichtlich zeigt sich hier die sogenannte Babyboomer-Generation (über 56 Jahre). Zu diesem Ergebnis kommt die Job-Happiness-Studie 2022, die das Karriere-Netzwerk Xing beim Meinungsforschungsinstitiut Forsa in Auftrag gab. Für die Online-Umfrage im Oktober 2022 wurden rund 3.000 Erwerbstätige befragt. Das sind die weiteren Ergebnisse.
Xing-Studie: Fachkräftemangel stark im Bewusstsein
„Die Situation am Arbeitsmarkt bleibt für viele weiter arbeitnehmerfreundlich“, betont von Strombeck. „Heute müssen sich Unternehmen bei Jobsuchenden und Talenten bewerben – und nicht umgekehrt.“ Kein Wunder, dass sich die meisten Studienbefragten (89 Prozent) „sehr selbstbewusst“ im Hinblick auf ihre eigenen Fähigkeiten zeigen und davon überzeugt sind, für potenzielle Arbeitgeber attraktiv zu sein.
Kritikpunkte: Stress, unfaire Bezahlung und fehlende Wertschätzung
Trotz beruflichem Optimismus gibt es jedoch auch Kritik. Aufgrund des Arbeitnehmer:innenmangels muss jede:r dritte Beschäftigte länger arbeiten, um fehlende Kollegen zu kompensieren. Etwa jede:r Zehnte macht Überstunden ohne Freizeitausgleich (35 Prozent). Zudem wird Stress (31 Prozent), unfaire Bezahlung (25 Prozent) und fehlende Wertschätzung (21 Prozent) kritisiert. Doch neben Sinnhaftigkeit im Beruf und der Identifikation mit dem Arbeitgeber seien laut Xing vor allem Entspannung, faire Bezahlung und Wertschätzung ausschlaggebend für die Zufriedenheit im Job. Auf diese Bedürfnisse müssten Unternehmen, so von Strombeck, besonders achten. „Denn in Zeiten des Fachkräftemangels hat der Mitarbeiter vor allem eines: die Wahl. Und wer unzufrieden ist, ist naturgemäß offener für einen Arbeitsplatzwechsel.“
mm/sb