Das Thema Vertrauensarbeit wird immer wichtiger – und spielt nicht nur zu Corona-Zeiten eine entscheidende Rolle. Jeder Mensch hat einen anderen Rhythmus. Mitarbeiter wollen selbst entscheiden, wann sie arbeiten.
„New Work ist wichtiger denn je.“ – Mit diesen Worten eröffnete Nick Sohnemann, Gründer und CEO von Future Candy, das Webinar zum Thema New Work Culture. Gesendet wurde live aus dem Headquarter der Innovationsagentur in Hamburg-Hammerbrook. Es sei an der Zeit, dass Unternehmen zur neuen Arbeitswelt – rund um Homeoffice, Flexwork und Work-Life-Balance – eine Haltung finden. Auch wenn der Begriff „New Work“ schwer zu fassen sei, stehe er vor allem für eines: für zielgerichtete und sinnstiftende Arbeit. Dabei seien fünf große Trends der New-Work-Bewegung erkennbar, so Sohnemann weiter. Er verglich diese mit „Reglern im Tonstudio, die sich aufreißen oder runterfahren“ lassen. Ziel sei es, im Unternehmen den „perfekten Ton zu erzeugen“. Die Hamburg News haben die fünf New-Work-Trends zusammengefasst.
1. Freedom of Time
2. Freedom of Location
Ob Büro, Homeoffice, Coworking-Space oder Parkbank – Mitarbeiter wollen selbst entscheiden, wo sie arbeiten.
So habe zum Beispiel bereits bei einem führenden Automobilhersteller in Frankreich ein Paradigmenwechsel stattgefunden: Früher mussten die Mitarbeiter erklären, warum sie im Homeoffice arbeiten wollten. Heute müssen sie erklären, warum sie ins Büro wollen.
3. Freedom of Tools
Das Zauberwort lautet: Cloud-Computing. Unternehmen sollten ihre IT-Strukturen in die Cloud verlagern, damit Daten und Anwendungen von überall auf der Welt und 24/7 zugänglich sind.
4. Freedom of Task
Mitarbeiter wissen selbst am besten, wie es um ihre Energiereserven steht. Sie sollten selbst priorisieren können, in welcher Reihenfolge sie sich ihren Aufgaben widmen.
5. Freedom from Hierarchy
New Work funktioniert nicht in starren Strukturen. Es erfordert vielmehr ein neues Vertrauensverhältnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Dieses basiert auf einer transparenten Kommunikation und einem tieferen Verständnis für die Lebenssituation des Mitarbeiters. Dabei sollte dieser nicht ausschließlich als reine Arbeitskraft, sondern auch als Mensch wahrgenommen werden.
Und wie steht es um das Konzept des klassischen Entscheiders? In Berlin gibt es beispielsweise eine Agentur, die als Kollektiv agiert – ganz ohne Chef. Die Mitarbeiter entscheiden gemeinsam, welche Projekte sie realisieren und ernennen einen Sprecher, berichtete Nick Sohnemann.
Kulturwandel im eigenen Unternehmen: Wo anfangen?
Doch wo sollten Unternehmen beim Thema New Work und Kulturwandel ansetzen? Der Innovationsexperte erklärte: „Der Anfangspunkt kann euer eigenes Team sein. Schaut genau hin. Sind eure Mitarbeiter zum Beispiel eher freiheitsliebend, oder mögen sie Strukturen?“
Die Wandel der Arbeitswelt bringt also viele Freiheiten für den Einzelnen. Doch was ist, wenn das Miteinander fehlt? Wenn der Plausch am Kaffeeautomaten und das Ideen-Pingpong ausbleiben? Großes Potenzial sieht Sohnemann in virtuellen Meetings mit sogenannten Avataren. Mit AR-Brillen lassen sich bereits heute Arbeitsprozesse abbilden: In Form von digitalen Meeting-Räumen, in denen Mitarbeiter als Avatare gemeinsam brainstormen und arbeiten.
Sohnemann: New Work wird in 10 Jahren anders aussehen
Zum Abschluss des Webinars wagte der Innovationspezialist einen Blick in die Zukunft: „Was heute New Work ist, wird in 10 Jahren wahrscheinlich Old Work sein“. Die Arbeitswelt, wie wir sie heute kennen, werde zunehmend fragmentiert. Es kommen immer neuere, kleinere Technologien dazu, ist Sohnemann überzeugt. Diese werden wiederum neue Jobs hervorbringen. „Ich könnte mir zum Bespiel vorstellen, dass es demnächst Avatar-Designer geben wird.“ Zudem werde Homeoffice selbstverständlich sein, prognostiziert der Hamburger.
sb/kk