Mit Sea Clear 2.0 soll das Abfallproblem ganzheitlich angegangen werden, über die rein technische Innovation hinaus. Dabei werden drei Ziele anvisiert. Zum einen soll die Gesellschaft an der Lösungssuche gegen die Meeresverschmutzung beteiligt werden. Dafür sind gamifizierte Apps zur Abfallmeldung, Aufräum- und Kunstaktionen sowie Wettbewerbe geplant. Zum anderen sollen Wege gefunden werden, um die Wertschöpfung aus den gesammelten Abfallstoffen zu erhöhen. So zum Beispiel durch neue Lösungen zum Sortieren und Recyceln von Abfällen. Darüber hinaus soll im Rahmen des Projekts zu einer wissenschaftlich basierten politischen Entscheidungsfindung beigetragen werden. Hierbei sollen auf lokaler Ebene innovative Vorschläge an die Politik gemacht werden.
Etwa eine halbe Milliarde Tonnen Plastik landen jährlich allein in den europäischen Meeren, so eine Mitteilung der Hamburg Port Authority (HPA). Das Unternehmen beteiligt sich an einem europäischen Konsortium aus Wirtschaft und Wissenschaft, das mit einem autonomen Robotersystem diesen Müll aus den Meeren sammeln will. Ein erstes Projekt – Sea Clear 1.0 – wurde bereits erfolgreich umgesetzt. Dabei konnte mithilfe von Robotik und künstlicher Intelligenz Abfall am Meeresboden gesucht, identifiziert und eingesammelt werden. Mit der Fortsetzung dieses Projekts soll nun auch Müll von der Oberfläche und tieferen Regionen im Mittelmeer gesammelt werden. Dafür haben die Beteiligten das Konsortium erweitert und sich eine neue Finanzierung der EU gesichert. Im Rahmen des Programms Horizon Europe fördert die EU Sea Clear 2.0 mit knapp 8 Millionen Euro. Das sind die weiteren Pläne.
Technologie ergänzt um gesellschaftliche und politische Ebene
Die (technische) Entwicklung von Sea Clear 2.0
Neben diesen Zielen soll im Zuge von Sea Clear 2.0 auch die Technik verbessert werden. Die erste Version des intelligenten Robotersystems arbeitete erfolgreich mit Drohnen, Tauchrobotern und autonomen Booten. Menschliche Taucher wären im Gegensatz dazu einem hohen Risiko ausgesetzt und wirtschaftlich nicht rentabel. Mit Sea Clear 2.0 soll zukünftig tiefer getaucht und auch an der Oberfläche gesammelt werden. Außerdem sollen größere Gegenstände, wie Fahrräder, gehoben werden können. Dafür sollen bessere Sensoren und intelligente Greifer entwickelt werden. Das neue System soll im Mittelmeer getestet werden. Insgesamt soll das Projekt vier Jahre laufen, der offizielle Beginn ist für den 1. Januar 2023 geplant. Neben der HPA sind verschiedene Forschungseinrichtungen und Unternehmen, unter anderem aus den Niederlanden, Kroatien und Frankreich, beteiligt.
nj/sb