Corona

Studie: Die Sorge der Menschen wächst, die Sorglosigkeit aber auch

8. Oktober 2020
Maßnahmen-Müdigkeit, Impfbereitschaft, Menschenansammlungen – europaweite Corona-Studie der Uni Hamburg mit neuen Erkenntnissen

Während die Sorgen um die eigene Gesundheit mit dem erneuten Anstieg der Infektionszahlen derzeit wieder größer werden, lässt die Bereitschaft zur Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln spürbar nach. Dies zeigen die neuesten Zahlen der repräsentativen Befragung des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg von mehr als 7.000 Menschen in Deutschland und sechs weiteren europäischen Ländern zwischen dem 8. bis 19. September. In der Umfrage zeigen sich zudem Vorbehalte gegenüber größeren Menschenansammlungen, aber auch gegen das Impfen.

Zunehmende Müdigkeit gegenüber Corona-Maßnahmen

Den Ergebnissen zufolge glaubt in Deutschland fast jeder Vierte, ein hohes Ansteckungsrisiko zu haben. Nachdem dieser Wert zwischen April und Juni gesunken war, bedeutet das seit Juni einen Anstieg um drei Prozentpunkte. Diese Entwicklung zeigt sich in allen befragten Ländern. In Frankreich und Portugal liegen die Zahlen im September sogar deutlich höher als zu Beginn der Pandemie im April.

Doch trotz dieser wachsenden Sorgen halten sich immer weniger Menschen an Abstands- und Hygieneregeln: „Wir stellen fest, dass die steigenden Infektionszahlen die Bevölkerung zwar ängstigen, aber gleichzeitig auch, dass eine gewisse Müdigkeit bei der Einhaltung der Regeln zu erkennen ist“, so Prof. Dr. Jonas Schreyögg, Wissenschaftlicher Direktor des HCHE. So sagen nur noch 45 Prozent der Menschen in Deutschland, dass sie Abstandsregeln beachten; nur noch 39 Prozent halten sich an die empfohlene Handhygiene. Auch Umarmungen, Küsse und Händeschütteln zur Begrüßung sind wieder auf dem Vormarsch: Lediglich 58 Prozent vermeiden diese aktuell, im April waren es noch 77 Prozent, so die Studie weiter.

Zahl der Impfgegner wächst – europaweit

Auch die Haltung zum Impfen hat sich verändert: Waren im April noch 70 Prozent der Menschen in Deutschland bereit, sich gegen SARS-CoV-2 impfen zu lassen, sind es aktuell nur noch etwas mehr als die Hälfte. Ein Trend, der sich in allen an der Umfrage beteiligten EU-Ländern zeigt. Insbesondere wächst der Anteil derjenigen, die explizit gegen eine Impfung sind.

Geteilte Meinungen zu Kulturveranstaltungen, Fußball & Co.

Obwohl sich viele Menschen mittlerweile zunehmend sorglos verhalten, sind sie sich doch einig in ihrer Skepsis gegenüber größeren Menschenansammlungen. Am wenigsten Befürchtungen haben die Menschen bei Kinos und Theatern: Jeweils 38 Prozent stimmen Vorstellungen mit Zuschauern zu. Hier ist die Bereitschaft hinzugehen zwar etwas größer als bei Fußball-Stadien (25 Prozent) und Konzerten (24 Prozent), doch laut Umfrage hält es aktuell mehr als jeder Zweite für unwahrscheinlich, eine Kino- oder Theater-Vorstellung zu besuchen.
rr/sb

Quellen und weitere Informationen

Corona-Forschung am HCHE 

Seit April 2020 untersucht das Hamburg Center for Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg die Einstellungen, Sorgen und das Vertrauen der Menschen in Bezug auf die Corona-Pandemie. Mehr als 7.000 Befragte in Dänemark, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Portugal und dem Vereinigten Königreich nahmen jeweils an den bisher drei Befragungen (April, Juni und September) teil. Die Studie erfolgt als Kooperationsprojekt mit den Universitäten Nova School of Business and Economics (Portugal), Bocconi University (Italien) und Erasmus University Rotterdam (Niederlande). Die Universität Hamburg fördert das Projekt aus Mitteln der Exzellenzstrategie.

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