„Wir nehmen die Fleischindustrie als hochaktuelles Beispiel und werden verschiedene Unternehmensstrategien in den Bereichen Internationalisierung, Arbeit, Politik und Kultur untersuchen“, erklärt Forschungsgruppenleiterin Dr. Christin Bernhold vom Fachbereich Erdsystemwissenschaften der Universität Hamburg. Außerdem will das Team erforschen, welche Implikationen diese Strategien für die Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen haben und in welchem Verhältnis sie zu staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen stehen. Neben Christin Bernhold sollen drei Postdoktorand:innen, zwei Doktorand:innen sowie drei studentische Hilfskräfte in der Forschungsgruppe aktiv sein. Gemeinsam wollen sie die Umsetzungsbedingungen der SDGs im Bereich der Bioökonomie konkretisieren und politische Handlungsoptionen ableiten.
Welche Rolle spielt die Fleischindustrie in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um nachhaltige Produktionsweisen? Und wie wirken sich die Unternehmensstrategien der Branche auf die Erreichung internationaler Nachhaltigkeitsziele aus? Diesen Fragen will ein Nachwuchsforschungsteam an der Universität Hamburg mit dem Projekt „Die Fleischindustrie als Teil der Bioökonomie“ nachgehen. Untersucht werden Internationalisierungsstrategien, Arbeitsbedingungen und wie Unternehmen und Wirtschaftsverbände auf die Politik sowie auf die Zivilgesellschaft einwirken. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt bis zum 31. März 2028 mit rund 3,1 Millionen Euro.
Auswirkungen auf die Umsetzung globaler Nachhaltigkeitsziele
Konfliktthemen in der Fleischindustrie machen Erforschung von Unternehmensstrategien notwendig
Bisher wurde im Bereich der Bioökonomie vorrangig zu technologischen Innovationen und der Reduktion nicht-nachhaltiger Konsumformen geforscht. Der Einfluss von Unternehmensstrategien wurde weniger beleuchtet. Die Erforschung dieser Strategien sei jedoch notwendig, weil die Fleischindustrie voraussichtlich weltweit weiterwachsen werde, trotz der rasanten Weiterentwicklung pflanzlicher Lebensmittel. Dabei könne sie potenziell die Umsetzung der SDGs gefährden, so Bernhold. „Zudem ist die Branche – im Zuge der Covid-19-Pandemie verstärkt – zu einem Kristallisationspunkt für gesellschaftliche Auseinandersetzungen um die Gestaltung der Nahrungsmittelproduktion und -verteilung geworden“, ergänzt Bernhold. Auch in den Bereichen Gesundheit, Klimaschutz, Tierwohl sowie Arbeitsbedingungen seien zunehmend Konfliktthemen entstanden.
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