Häufig hätten Patient:innen mit psychischer Erkrankung eine verzerrte Vorstellung von der Realität. „Sie sind nicht in der Lage, neue Situationen oder Informationen dynamisch zu verarbeiten und können sich deshalb weniger gut an äußere Veränderungen anpassen“, erklärt Lincoln, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Uni Hamburg ist. Die Überzeugungen der Patient:innen deckten sich dadurch nicht mit der Realität – was zu Verunsicherungen führen könne. Im Forschungsprojekt wird nun untersucht, welche Mechanismen im Gehirn bei der Verarbeitung von neuen Informationen und Veränderungen ablaufen und warum diese bei manchen Menschen nicht funktionieren. Auch der Einfluss von Entwicklungsphasen wie Kindheit und Adoleszenz auf dynamisches Lernen sowie äußere Faktoren wie Stress liegen im Fokus der Forschung. Die Erkenntnisse sollen die Entstehung verschiedener psychischer Erkrankungen nachvollziehbar machbar.
Lebenslanges Lernen ist in einer sich stetig wandelnden Welt wichtig. Doch warum scheitern Lernprozesse bei manchen Menschen und welche Auswirkungen hat das auf die psychische Gesundheit? Diesen Fragen will die Forschungsgruppe „Kontexteinflüsse auf dynamische Lernprozesse in sich verändernden Umgebungen: Grundlegende Mechanismen und klinische Implikationen“ der Universität Hamburg (UHH) unter der Leitung von Prof. Dr. Tania Lincoln nachgehen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt über vier Jahre mit etwa 4,5 Millionen Euro.
Entstehung psychischer Erkrankungen nachvollziehbar machen
Verständnis darüber, wie Menschen lernen und sich anpassen
In der Forschungsgruppe arbeiten verschiedene Disziplinen zusammen: Psychopathologie, Entwicklung, Lernmechanismen, neuronale Verarbeitung und kognitive Modellierung. Darüber hinaus sind das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Freie Universität Berlin und die Friedrich-Schiller-Universität Jena an dem Projekt beteiligt. Mit einer spielerisch angelegten Computeraufgabe werden dynamische Lernprozesse gemessen und es wird untersucht, welche neuronale Prozesse dabei im Gehirn ablaufen. „Durch die Forschung der Gruppe wird unser Verständnis darüber, wie Menschen lernen und sich anpassen, signifikant erweitert", ist Universitätspräsident Prof. Dr. Hauke Heekeren überzeugt. Zusätzlich zur Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) über 4,5 Millionen Euro erhält die Forschungsgruppe eine Programmpauschale. Damit stehen dem Projekt insgesamt 5,4 Millionen Euro zur Verfügung. „Die Bewilligung dieser DFG-Forschungsgruppe ist ein Beleg für die Spitzenleistungen der UHH in der Forschung und zeigt, wie unsere Arbeit das Potenzial hat, das Verständnis und die Behandlung von psychischen Störungen zu revolutionieren“, erklärt Heekeren.
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