Die Wirkund der Substanzen lässt sich nach Angaben der Universität Hamburg wie folgt zusammenfassen: Sie binden an die sogenannte Papain-like-Protease (PLpro) des Coronavirus. Dies sei ein Enzym, das zur Virusvermehrung beiträgt und somit als Hauptziel für Corona-Medikamente gilt. Ein Wirkstoff, der sich an der richtigen Stelle an das Enzym bindet, könne dessen Funktion blockieren. So können keine neuen Viruspartikel entstehen, heißt es in der Mitteilung. Bei den Experimenten wurden 500 natürliche Substanzen mit dem Enzym gemischt. Da herkömmliche Mikroskope bei der Untersuchung nicht ausreichen, wurden Kristalle gezüchtet. Diese wurden dann mithilfe der ultrahellen Röntgenstrahlen des Teilchenbeschleunigers PETRA III am DESY genauer untersucht. Dabei konnten drei Substanzen ausgemacht werden, die an das Enzym binden.
Im Kampf gegen das Coronavirus hat ein Team von internationalen Forscher:innen einen Schritt nach vorn gemacht. Die Wissenschaftler:innen identifizierten drei Substanzen, die vielversprechende Kandidaten für die Entwicklung von Medikamenten gegen das Coronavirus sein könnten, teilte die Universität Hamburg Mitte August mit. Diese Naturstoffe seien bereits in bestehenden Medikamenten eingesetzt worden. Insgesamt wurden bei den Forschungen 500 Substanzen getestet. Das sind die Ergebnisse des Teams um Wissenschaftler:innen der Universität Hamburg und des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (DESY).
Corona-Enzym mit DESY-Röntgenstrahlen untersucht
Nächster Schritt: Können die Naturstoffe in Medikamenten verwendet werden?
Die drei Naturstoffe kommen zum Beispiel in Olivenöl oder grünem Tee vor. „Der Vorteil dieser Substanzen ist ihre erwiesene Sicherheit“, sagt Prof. Dr. Christian Betzel, Leiter des Teams an der Universität Hamburg, und ergänzt: „Diese Verbindungen kommen natürlicherweise in vielen Lebensmitteln vor. Grünen Tee zu trinken, wird eine Corona-Infektion allerdings nicht heilen!“ Ob und wie ein Coronamittel auf Grundlage dieser Wirkstoffe entwickelt werden kann, soll jetzt weiter untersucht werden. An dem Forschungsprojekt war ein internationales Team von Wissenschaftler:innen beteiligt. Neben Deutschland waren dabei auch Brasilien, Großbritannien, Pakistan und Slowenien vertreten. Die Studie wurde im Fachblatt „Communications Biology“ unter der Hauptautorenschaft der Hamburger Chemikerin Dr. Vasundara Srinivasan veröffentlicht.
nj/sb