Lebensmittel, Medikamente oder Tiernahrung – Güter des täglichen Bedarfs haben mit einem Umsatz von 9,128 Milliarden Euro im Jahr 2024 ein Plus von 3,4 Prozent im E-Commerce erzielt. Auch für Haus und Hof bzw. zur Freizeitgestaltung wurde eifrig geklickt: ein Plus von jeweils 3,1 Prozent. Die Kleiderschränke hingegen scheinen noch gut gefüllt, die Nachfrage im Bereich Bekleidung blieb nahezu konstant (+0,2 Prozent). Anbieter von Unterhaltungsprodukten mussten gar ein Minus von 1,1 Prozent hinnehmen. Laut Statistik gelten Frauen mit 56 Prozent als klare Siegerinnen beim Online-Shopping. Und im Altersranking legen Silver Surfer eher die Finger auf die Tastatur: Die Altersgruppe 60+ ist mit 32 Prozent vertreten – im Gegensatz zur Jugend (14 bis 29 Jahre), die nur zu 13 Prozent online kauft.
Es geht aufwärts. Der E-Commerce-Konsum – vor allem Güter des täglichen Bedarfs – stabilisiert sich. Doch noch sind keine rasanten Höhenflüge zu verzeichnen, erklärt Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (BEVH), beim E-Commerce-Forum 2025 Ende Februar in der Handelskammer Hamburg. Dennoch sprechen die Zahlen für sich: Die Bruttowertschöpfung lag 2024 bei 102 Milliarden Euro – und nähere sich den 128 Milliarden Euro, die im vergangenen Jahr von der Automobilindustrie erzielt wurden. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt lag bei 261 Milliarden und knapp eine Million Menschen seien im E-Commerce tätig. Was der Experte sonst noch über die Lust am digitalen Kauf weiß.
Was kauft wer?

Wo wird gekauft?

Und wo wird gekauft? „Vor allem auf Online-Marktplätzen, aber zunehmend spielen Social und Mobile Commerce eine Rolle“, weiß E-Commerce-Experte Wenk-Fischer. Wer sich eine Shopping-App runterlädt, nutze sie auch. „Nach drei Tagen erfolgt in der Regel der erste Kauf, nach zehn Tagen der Zweite.“ Der Aufwand der App-Entwicklung lohne sich. Und während chinesische Online-Plattformen wie Temu, Shein oder Ali Express etablierten E-Commerce-Händlern zunehmend Marktanteile streitig machen, nehme nun auch Tiktok-Commerce deutlich an Fahrt auf. Die chinesische Kurzvideo-Plattform punktet mit großer Reichweite und Algorithmen, die ein einfaches und unterhaltsames Shopping-Erlebnis versprechen.
Überhaupt stehe möglicherweise ein Kampf der Bots bevor, schätzt Wenk-Fischer. „Bald kaufen persönliche KI-Assistenten für mich ein. Die treffen dann auf Händler-Bots, die versuchen, Waren zum höchstmöglichen Preis zu verkaufen, während ich natürlich nicht zu überteuerten Preisen shoppen möchte.“ Der bessere Algorithmus gewinnt.
Wann wird angegriffen?

Leider gilt das auch für Cyber-Kriminelle. Wenn Freitagnachmittag der Feierabend naht, sollten in Unternehmen besser die Alarmglocken läuten, warnt Andreas Dondera. Cyberangriffe finden bevorzugt kurz vorm Wochenende statt, wenn das hauseigene IT-Team nicht mehr so leicht greifbar ist, weiß der Cybercrime-Experte des LKA aus mehr als 25 Jahren Erfahrung. Nun so schnell wie möglich den Rechner vom Netz nehmen, steht ganz oben auf gängigen Checklisten zu Cyber-Angriffen, ist jedoch gerade bei E-Commerce-Anbietern mit Umsatzeinbußen verbunden. Umso wichtiger: Eine klare Worst-Case-Strategie, die neben aktuellen Daten-Backups, auch Telefonlisten auf Papier oder Kommunikationsleitlinien umfasst. „So vermeiden Sie Mitarbeiter-Posts von Sperrbildschirmen und launige Kommentare à la: ‚Für heute Schluss mit Arbeit‘.“
Ist kein zeitnahes Wiederherstellen blockierter Daten möglich, ist die Zahlung der geforderten Summe durchaus eine Option, so Dondera. Oft sei hier ein externer Experte hilfreich, der über die konkrete Summe verhandelt und die eventuelle Bitcoin-Zahlung im Darknet übernimmt. Wer nun meint, „mir passiert das nicht“,, dem entgegnet Birgit Janik vom BEVH: „94 Prozent der Online-Shops in Deutschland sind von Betrug betroffen.“ Bei dieser hohen Quote lohne sich die Prävention, findet auch Dondera. „Das LKA bietet Unternehmen Cyber-Übungen an. Kostenlos. Wir sind ja die Polizei.“
ys/sb
Quellen und weitere Informationen
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