Erstmals werde eine Region in Westgrönland erforscht, die verschiedene Ökosysteme vereint: Gletschervorfelder, Frostmusterböden und Feuchtgebiete mit kleinen Seen und Tümpeln, wo mehr oder weniger organischer Kohlenstoff umgesetzt wird. Diese Ökosysteme können Methan aus der Atmosphäre binden. „Doch wenn die Permafrost-Böden auftauen, entweichen große Mengen klimawirksamer Gase in die Luft“, erklärt Prof. Dr. Christian Beer vom Centrum Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg. „Methan wirkt mindestens 28-mal so stark wie Kohlendioxid. Daher müssen wir unbedingt die zugrundeliegenden Prozesse besser verstehen, um Unsicherheiten in Prognosen zur künftigen Freisetzung von Methan aus der Arktis zu reduzieren.“
Einer der vier wärmsten Sommer seit 1881, wärmster Oktober seit Messbeginn – was hierzulande an Temperaturrekorden nicht nur 2022 spürbar war, betrifft die gesamte Welt. Die Erde erwärmt sich. Auch die Permafrostböden der Arktis sind davon betroffen. Sie tauen und setzen dabei das Treibhausgas Methan frei, ein hochwirksamer Beschleuniger des Klimawandels. Im Verbundprojekt „Permafrostforschung, integrierte Beobachtung und Modellierung des Methanhaushalts von Ökosystemen“ (MOMENT), koordiniert von der Universität Hamburg, soll nun diesem Phänomen auf den Grund gegangen werden. Bis Ende Oktober 2025 wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 3,5 Millionen Euro gefördert.
Universität Hamburg: Methan mindestens 28-mal so stark wie Kohlendioxid
Wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung von Erdsystemmodellen
Es wird befürchtet, dass die Permafrostregionen an einen Kipppunkt geraten könnten, der den Klimawandel weiter anheizt und die Emissionen beschleunigt. In Grönland werden Wissenschaftler:innen des „MOMENT“-Projekts nun Bodenproben entnehmen, um die wechselseitige Wirkung des Bodens mit der Atmosphäre zu untersuchen und die Methanflüsse auf verschiedenen zeitlichen und räumlichen Skalen zu beobachten. Zusammen mit Datenmaterial aus Sibirien würden die Ergebnisse eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung vorhandener Erdsystemmodelle bilden. Bei der Erforschung der arktischen Permafrostböden sind, neben der Universität Hamburg, folgende Institute involviert: Alfred Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AW), Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches Geoforschungszenturm (GFZ), Max-Planck-Instiut für Biogeochemie (MPI-BGC), Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI_M), Leibniz Universität Hannover (LUH) und die Universität zu Köln (ZuK). Externe Kooperationspartner sind die Universitäten Kopenhagen und Aarhus in Dänemark sowie die Disko Arctic Research Station auf Grönland.
mm/sb