Der Auftakt des Festivals für Arbeit und Zukunft wurde im Großen Saal der Elbphilharmonie zelebriert. Eine kurze Handmeldung zeigte, dass viele Teilnehmer:innen aus der ganzen Bundesrepublik angereist waren. Fachkräftemangel, Generationenkonflikte und künstliche Intelligenz (KI) gehören aktuell zu den größten Herausforderungen des Arbeitsmarkts, betonte Petra von Strombeck, CEO der New Work SE, am Mittwochmorgen (14. Juni 2023): „Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen wir Chancen, die uns die Digitalisierung bietet, nutzen, den Dialog zwischen Generationen fördern und die Bedürfnisse von Fachkräften in den Fokus rücken.“
Wie beeinflusst künstliche Intelligenz die Arbeitswelt von morgen? Womit können Unternehmen im War for Talents punkten? Und wodurch lässt sich der Dialog zwischen Generationen fördern? – Fragen wie diese standen im Mittelpunkt der diesjährigen New Work Experience (NWX 2023). Veranstaltet von der Hamburger New Work SE, gilt das Event zur Zukunft der Arbeit als führend in der DACH-Region. Unter dem Motto „Work forward“ kamen Mitte Juni rund 150 Speaker:innen aus Politik, Wirtschaft, HR, Wissenschaft und Kultur auf insgesamt 16 Bühnen in der HafenCity zu Wort. Mehr als neun Stunden Programm und rund 2.500 Besucher:innen – Die Hamburg News waren mit von der Partie.
NWX 2023 – Es gibt viel zu tun, packen wir’s an
Sascha Lobo: Wie KI die Welt und Arbeit verändert
Am Vormittag lud Sascha Lobo zu einem Deep Dive in den Kleinen Saal der Elbphilharmonie. „KI wird jeden Aspekt unseres Lebens verändern“, ist der Digitalexperte und Autor überzeugt. Doch was können wir tun, damit künstliche Intelligenz uns nicht letztendlich beherrscht, sondern uns dient? Es gelte ein Gespür zu entwickeln für die kommende KI-Transformation. Denn die Epoche der KI habe bereits begonnen, weiß Lobo. Schließlich sei die Art und Weise, wie Chat GPT funktioniere, dem menschlichen Denken gar nicht so unähnlich. Sein Tipp: Anstatt in Angststarre zu verfallen, sollten sich Arbeitskräfte und Arbeitgeber:innen in einen „Modus des ständigen Lernens“ begeben. „Stürzt euch in Inhalte rund um KI!“ Außerdem sollten sich Unternehmen bereitmachen für den nächsten großen Schritt: Seit 2008 bauen Firmen Social-Media-Abteilungen auf. Nun sei es an der Zeit, entsprechende KI-Abteilungen ins Leben zu rufen, fordert der Digitalexperte.
Volkswirt setzt auf KI gegen Arbeitskräftemangel
Löst KI den Fachkräftemangel? Um diese Frage ging es bei der Masterclass von Prof. Dr. Alexander Spermann im Headquarter der New Work SE in der HafenCity. Der Volkswirt ist überzeugt, dass die Urangst des Menschen, Maschinen könnten uns überflüssig machen, fehl am Platze sei. Vielmehr mache die Digitalisierung uns und unsere Gesellschaft wohlhabender und leistungsfähiger. Dies habe jedoch auch Folgen für den Arbeitsmarkt. Vor allem Routinejobs könnten zukünftig durch Algorithmen und Roboter automatisiert werden.
KI als Produktivitätsbooster?
Im Großen und Ganzen werden jedoch die arbeitsplatzschaffenden Effekte überwiegen, so Spermann. Das seien vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels und des demografischen Wandels „zunächst gute Perspektiven“. Einerseits lassen die neuen Technologien neue Berufsfelder entstehen (z. B. Webdesigner:innen, Social Media Manager:innen oder Chat-GPT-Expert:innen). Andererseits könne der Einsatz von KI die Produktivität erhöhen und gleichzeitig die Produktionskosten senken. Als Beispiel führte der Volkswirt eine:n Programmierer:in an, der/die Software billiger anbieten könne, weil er/sie mithilfe von Chat GPT kostengünstiger programmiert. Heißt: „KI ist ein Element der Digitalisierung und hat das Potenzial durch Produktivitätssteigerungen die Besetzung offener Stellen überflüssig zu machen“, prognostiziert Spermann. Doch der Verfechter der 4-Tage-Woche gibt zu bedenken: Tätigkeiten werden sich massiv verändern. Dabei seien Weiterbildung und Softskills („offen sein für Neues“) wichtiger denn je.
Neue Denkräume durch Räume
Homeoffice oder zurück ins Büro? Diese Frage stellen sich aktuell viele Unternehmen. Der Hamburger DAX-Konzern Beiersdorf bekennt sich beispielsweise ganz klar zum Büro – und damit zum Standort Hamburg. Das Unternehmen investiert aktuell rund 250 Millionen Euro in den Bau eines Beiersdorf Campus im Westen der Stadt. Dort habe vor mehr als 140 Jahren die Erfolgsgeschichte des Konzerns begonnen, berichtete CEO Vincent Warnery stolz am Nachmittag in der Elbphilharmonie. „Es ist wichtig für unsere Wir-Kultur, zusammen im Büro zu arbeiten.“ Dies sei auch entscheidend für das Employer Branding, ergänzt Marie Boden, Projektleiterin Campus: „Wir haben tolle Marken, sind jedoch davon abhängig, ständig die nächste Innovation zu entwickeln.“ Und das würde bei „haptischen Produkten mit physischer Anwesenheit am besten klappen“. Die Mitarbeitenden wurden in die Planung des gemeinsamen Standorts in Hamburg-Eimsbüttel eng einbezogen, betonten Warnery und Boden. Erste Teams arbeiten bereits auf dem Campus. Die offizielle Eröffnung sei im September 2023 geplant.
NWX 2023 erstmals mit Jobmesse
Ein Novum der sechsten Ausgabe der New Work Experience war die Xing Jobwelt. Mit dem neuen Format setzten die Veranstaltenden auf Reverse Recruiting. Rund 20 Unternehmen konnten sich im Headquarter der New Work SE bei mehr als 800 Talenten bewerben. Es bleibt also spannend, welche Themen, neuen Formate & Co. die NWX 2024 bieten wird.
sb
Quellen und weitere Informationen
New Work SE
Gegründet als Business-Netzwerk openBC von Lars Hinrichs, erfolgte 2006 die Umbenennung in Xing und 2019 in New Work SE. Das Unternehmen ist seit 2006 börsennotiert. Die New Work SE hat ihren Hauptsitz in Hamburg und beschäftigt insgesamt rund 2.000 Mitarbeiter:innen. Weitere Standorte befinden sich unter anderem in Berlin, Wien und Porto.