„Wie kann ich Gelder bereitstellen, bevor überhaupt eine Katastrophe passiert ist? Dieser Ansatz ist ganz neu und eine Art Paradigmenwechsel im Katastrophenmanagement“, erklärt Prof. Dr. Geiger. Er forscht seit 15 Jahren zur Krisenkoordination und bezeichnet Fluten als die Katastrophen, die weltweit die meisten Leben kosten und Lebensgrundlagen vernichten. Danach folgen laut Geiger Dürren, die durch eine andere Charakteristik eine wesentlich langfristigere Vorbereitung erfordern. „Wir kümmern uns bei unserem Projekt um beide Aspekte, da beide klimainduzierte Katastrophen sind, die man in gewisser Weise prognostizieren kann – anders als zum Beispiel Erdbeben.“ Mithilfe des Forschungsprojekts soll der sogenannte „forecast-based finance“-Ansatz in den beteiligten westafrikanischen Ländern eingeführt und umgesetzt werden. Dabei sollen Best-Practice-Beispiele entwickelt werden, wie Programme für vorausschauendes Handeln aufgesetzt und implementiert werden können. „Die Idee ist, dass ein Wissenshub entsteht und wir die Anlaufstelle für alle Organisationen und Länder sind, die ein solches Programm einführen wollen“, so Geiger.
Handeln bevor der Ernstfall eintritt. Im Projekt REBUMAA (Resilience Building through Multi-Stakeholder Engagement in Anticipatory Action for Climate-Induced Disaster) unter der Leitung von Prof. Dr. Daniel Geiger, Organisationswissenschaftler an der Universität Hamburg, wird der Frage nachgegangen, wie Hilfsmaßnahmen mittels Frühwarnsysteme schon vor einer Katastrophe ergriffen werden können. Im Fokus der Forschung stehen durch den Klimawandel ausgelöste Katastrophen wie Fluten und Dürren. Das Ziel: Menschenleben zu retten und Schäden in den betroffenen Regionen zu verringern. Die Internationale Föderation des Roten Kreuzes (IFRC) arbeitet hier mit den Universitäten in Nigeria, Benin und Togo sowie den lokalen Rotkreuz-Landesverbänden der drei westafrikanischen Länder zusammen. Das Forschungsprojekt zur Verbesserung der Katastrophenhilfe erhält von der kanadischen und der britischen Regierung eine Förderung von insgesamt 5,8 Millionen Euro.
Vorausschauendes Katastrophenmanagement von Fluten und Dürren
REBUMAA: Unterstützung von Frauen im Fokus
Das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt soll auch den Geldfluss im Katastrophenfall verbessern. Menschen in Krisenregionen haben meist kein eigenes Bankkonto. Zahlungen werden mobil getätigt, über Handys verfügen jedoch meistens nur Männer. Bei Frauen komme das Geld oftmals nicht an – was jedoch wichtig wäre, weil sich diese um die Landwirtschaft und somit um die Ernährung kümmerten, so Geiger. Ein weiterer Fokus der Wissenschaftler:innen liegt deshalb auf der Unterstützung von Frauen. „Eine Klimakatastrophe wie etwa eine Flut erzeugt Armut. Und Armut führt immer wieder zu Gewalt, die sich meist gegen Frauen richtet. Deshalb ist unser Ziel, besonders auch die Frauen resilienter zu machen, damit sie aus dieser Armutsspirale herauskommen.“ Bei REBUMAA arbeiten Organisationsforscher:innen der Universität Hamburg mit afrikanischen Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Klimaforschung, Hydrographie und Meteorologie zusammen.
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